Mädchen und Jungen erleben aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit bzw. aufgrund des ihnen zugeschriebenen Geschlechts unterschiedliche Sozialisationen. Ressourcen, Privilegien, Einschränkungen und Nöte werden unterschiedlich erlebt und beigebracht. Die Räumlichkeiten der (offenen) Jugendarbeit sind sehr oft jungendominiert. Jungen nehmen mehr Platz als Mädchen im offenen Betrieb ein und Mädchen finden oft keine angemessenen Rahmenbedingungen vor ihre Forderungen, Wünsche und Bedürfnisse vor, daher gibt es manchmal spezielles Angebot ausschließlich für Mädchen. Aber auch Burschen benötigen einen geschützten Rahmen zum Besprechen unterschiedlichster Themen wie z.B. Sexualität, Identität, Interkulturalität, Berufsorientierung – Lebensplanung, Kommunikation und Konfliktkompetenz zu schaffen. Es bedarf also ein ausgewogenes Verhältnis an Ressourcen (Raum, Zeit), aber auch eine konkrete geschlechterspezifische Auseinandersetzung mit Jungen und Mädchen.
Durch die Cross-Work Arbeit können Jugendliche Kontakt zu Erwachsenen des anderen Geschlechts herstellen und so neue Erfahrungen mit real anwesenden Frauen/Männern machen, welche sonst nur eingeschränkt möglich sind. So kann ein generations- und geschlechterübergreifender Austausch erfolgen und gegenseitige Anerkennung entstehen.
Um den Bedürfnissen von Jugendlichen gerecht zu werden und eine professionelle Umsetzung der Jugendarbeit im Sinne der Jugendlichen zu gewährleisten, ist es notwendig, folgende Ziele zu erreichen:
- Rahmenbedingungen für eine gleichwertige Förderung von Mädchen und Jungen sichern
- Sensibilisierung von Mitarbeiter*innen für das Themenfeld „Geschlecht“ erreichen
- Einen offenen Diskurs für die direkte Arbeit mit den Jugendlichen ermöglichen
- Entgegenwirken der Verfestigung von Geschlechterrollenklischees
- Lebensentwürfe und –alternativen erweitern
- Geschlechterbilder und Rollenvorstellungen erweitern und tradierte Geschlechterbilder irritieren
Um diese Ziele zu erreichen, ist es wichtig, dass Jugendarbeiter*innen regelmäßig ihre eigenen Verhaltensweisen reflektieren und integrieren und sich ihrer Vorbildrolle für die Jugendlichen bewusst sind. Die Ziele sind nur zu erreichen, wenn aller Mitarbeiter*innen in allen Formen von Angeboten geschlechtsbewusst und geschlechtergerecht agieren, auch wenn die Gruppen geschlechtsgemischt sind.
Cross-Work bedarf einer hohen Sensibilität, Selbstreflexion und Auseinandersetzung sowohl mit der eigenen Geschlechterrolle als auch mit der pädagogischen Haltung gegenüber Mädchen und Jungen.
Cross- Work- Was können Frauen speziell für Jungen tun?
Geschlechterreflektierende Frauen im Cross Work können
- Jungen „weiblich“ zugeschriebene Merkmale (Empathie, kommunikative Kompetenzen, Sozialverhalten) näherbringen und vorleben.
- Jungen Grenzen setzen (z.B. in der Beziehungsarbeit, wenn Bedürfnisse- die eigenen oder die des Anderen -missachtet werden).
- Jungen Fürsorge geben, ohne Übermutter zu sein.
- Jungen alternative Weiblichkeiten fernab von „weiblichen“ Rollenzuschreibungen vorleben.
- Jungen aufzeigen, dass Frauen auch „männlich“ definierte Eigenschaften, Interessen, Begabungen besitzen.
- die Täter- und Opferseite von Jungen erkennen und ansprechen (Grenzsetzungen, Förderung und Akzeptanz, Empathie).
Cross Work - Was können Männer speziell für Mädchen tun?
Geschlechterreflektierende Männer in der Cross Work Arbeit können Mädchen
- aufzeigen, dass auch Männer traditionell „weiblich“ definierte Tätigkeiten übernehmen oder ihre Hilfe anbieten.
- ihre eigenen traditionellen „männlichen“ Fähigkeiten, Sichtweisen, Handlungswege reflektieren und auch den Mädchen als Möglichkeit sich zu verhalten anbieten.
- eine männliche Ansprechperson für Fragen rund um Männlichkeit sein.
- alternative Männlichkeiten aufzeigen.