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Story  »  Fr, 07/05/2021

Gender-Denk-Aktion

Alle Hintergrundinfos


Es gibt nicht nur männliches und weibliches Geschlecht! Welche Frage ist DIE Frage noch bevor ein Kind geboren wird? Ja, nämlich „Wisst ihr schon was es wird? Ein Junge oder ein Mädchen?“ und gleich danach: „Ist es gesund?“ Dies verdeutlicht ziemlich eindrücklich, wie elementar in unserer Gesellschaft es ist, entweder männlich oder weiblich zu sein. So wichtig, dass Menschen, die nicht in diese Kategorien passen bereits im Kindesalter operiert werden, als Sportler*innen von Wettbewerben disqualifiziert werden usw.

Dabei ist in der Biologie schon lange bekannt, dass jeder Embryo bereit ist, sich in jegliche geschlechtliche Entwicklung zu begeben und dass es daher zahlreiche Variationen gibt. Was unser Geschlecht ausmacht, ist von Anfang an vielfältig und variationsreich: Hormone, Chromosomen, innere und äußere Geschlechtsorgane, usw.  würden daher dafür sprechen, Geschlecht eher als Kontinuum zu verstehen anstatt als zwei einzelne, exakt voneinander verschiedene Kategorien (binär), die biologisch so hervorgebracht werden. In einer aktuellen repräsentativen Befragung waren 2,1 % der Befragten nicht-binär. Wenn man diese Zahlen auf Südtirol umrechnet, wären das ca. 11.130 Personen. Das bedeutet, dass unsere bisherige Vorstellung von Zweigeschlechtlichkeit mit Sicherheit nicht ausreicht und dass bereits jetzt jede 48. Person in Südtirol nicht-binär wäre. Einige Wissenschaftler*innen vermuten noch eine viel höhere Zahl. Andere Kulturen kennen schon lange mehrere Geschlechter. Seit 2019 kann man sich in Deutschland auch als „divers“ eintragen lassen. Dies ist nur als erster Schritt zu verstehen, der versucht, der Realität gerecht zu werden. Denn unsere Vorstellung und unser Leben in einer zweigeschlechtlichen Ordnung bewirkt, dass viele Menschen dadurch einen langen Leidensweg gehen müssen, dass sie sich nicht zugehörig fühlen können, diskriminiert werden usw.

Alle sollten die gleichen Chancen und Rechte haben und nicht aufgrund des Geschlechts diskriminiert oder privilegiert werden! Geschlecht hat immer auch eine soziale Komponente, das heißt wir gestalten und definieren über die biologischen Dimensionen hinaus, wie die Geschlechter in der Gesellschaft miteinander leben. Neben der Vorstellung, dass es für alle Menschen normal sei entweder männlich oder weiblich zu sein (binär und polares Geschlechterverständnis) ist das Geschlechterverhältnis in unserer Gesellschaft ebenso hierarchisch strukturiert. Seit jeher wurden Frauen und Männern unterschiedliche Orte, Rollen und Zugänge zu Ressourcen zugewiesen. Die stereotype Verwirklichung dieser Rollenzuschreibungen privilegiert immer noch das Männliche im Unterschied zum Weiblichen und bewirkt, dass es auf struktureller und individueller Ebene zu unterschiedlichen Entfaltungsmöglichkeiten kommt. Selbst auf Säuglinge versuchen wir diese geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen zu übertragen und bringen durch unsere soziale Interaktion mit ihnen bei, wie die Welt strukturiert ist, welche Eigenschaften, beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten, Farben, Spielsachen usw. wir mit ihrem von uns vermuteten Geschlecht verbinden. Eindrücklich wird dies in diesem Video verdeutlicht.

Weitere Infos zu Inter*geschlechtlichkeit und Trans*geschlechtlichkeit findest du in den Wissensboxen der FUMA, wenn du auf dieser Seite ein bisschen runterscrollst.

OJA für vielfältige sexuelle Orientierungen. Sexualität ist eine der bestimmenden Lebensenergien und prägt die Identität und persönliche Entwicklung jeder*s Einzelnen. Sie ist mit Werten und Normen, mit Gefühlen, Hoffnungen, Erwartungen und Erfahrungen verbunden. Aufgabe der Jugendarbeit ist es, zu diesem zentralen Lebensthema Begleitung und Information anzubieten, um junge Menschen in ihrer geschlechtlichen und sexuellen Entwicklung zu unterstützen und sie dadurch in ihrer Individualität und Selbstbestimmung zu bestärken. OJA verstehet Vielfalt als Chance und Ressource und spricht sich daher gegen jegliche Diskriminierung von Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung aus.

Die Denk-Aktion zum Thema startet am 17. Mai, dem IDAHOBIT, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- Inter* und Trans*feindlichkeit statt und ist dadurch auch ein Beitrag, das Thema der Vielfalt sexueller Orientierung zu erweitern. Wir freuen uns über Statements und Positionen in diesem Sinne! Zur Aktion:

Weiterführende Links:
Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt – Erklärfilm
Gender - weg vom Schwarz-Weiß-Denken.
Jung und trans* - was jetzt?
Jung und Transgender: Die wichtigsten Fragen an Noah.
Livetalk Netzwerk Gewaltprävention und dem Bolzano Film Festival Bozen zum Thema Identität und sexuelle Orientierungen.
Männlich, weiblich - oder was? Leben mit dem dritten Geschlecht.
Junge oder Mädchen? Warum es mehr als zwei Geschlechter gibt.
Sexuelle Orientierung: Welche Sexualitäten gibt es? Von asexuell bis pansexuell.

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