Am häufigsten erleben Frauen und Mädchen unterschiedlichste Formen von Gewalt in ihren intimsten Beziehungen, in der eigenen Partnerschaft oder sie erleben Gewalt an ihren Müttern in der eigenen Familie.
Alle drei Tage wird im Durchschnitt in Italien eine Frau von ihrem derzeitigen oder ehemaligen Ehepartner oder Lebensgefährten getötet. (Quelle:) In der Zeit der Corona-Krise stieg diese Zahl mit 75 Frauen seit Anfang 2021 weiter an Bei Gewalterfahrungen in Beziehungen sind rund 81,3% der Opfer Frauen, d.h. vier von fünf Opfern sind Frauen. (BKA –Bundeskriminalamt (2019): Partnerschaftsgewalt. Kriminalstatistische Auswertung. Berichtsjahr 2018) In über der Hälfte der Fälle sind Kinder und Jugendliche involviert, werden selbst angegriffen oder erleben die Gewalt mit.
Die Zahlen zeigen immer noch ein deutliches und dramatisches Bild eines geschlechtsspezifischen Ungleichgewichts. Christine Clignon und und Katia Schneider von der Kontaktstelle gegen Gewalt GEA Bozen erläuterten dazu, dass derartige hierarchische und gesellschaftliche Vorstellungen dazu beitragen, dass auch in intimen Beziehungen diese Machtasymmetrien Bestand haben. Dabei erleben Mädchen und Frauen die Gewalt in unterschiedlichen Formen und zunächst nur punktuell. Erst zunehmend wird die Gewaltspirale dann intensiver und beginnt sich schneller zu drehen, weshalb viele Opfer erst in späteren und sehr extremen Fällen der Gewalterfahrung Hilfe suchen. Die Phase einer Trennung ist in Beziehungen dabei für die Opfer der Gewalt am gefährlichsten.
Für Kinder, Mütter und Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, ist die gefährlichste Phase jene der Trennung.
In der Rolle als Jugendarbeiter*in ist es daher wichtig besonders sensibel hinzuhören und auch auf verbale Äußerungen zu achten, die ungleiche Geschlechterverhältnisse zum Ausdruck bringen. Achtsam mit Grenzen im Umgang miteinander sind ebenso wichtig wie die Begleitung der jungen Menschen, die ihre ersten Erfahrungen mit intimen Partnerschaften sammeln. Gewalt ist dabei keine Form von Konflikt, sondern eine Straftat. Die Jugendarbeiter*innen können sich über ihre Teams und Dachverbände, der Jugendberatungsstelle young+direct sowie den Kontaktstellen gegen Gewalt Unterstützung für die Einschätzung der Situation holen.
Vor allem können wir jedoch durch die eigene Haltung in unserer Arbeit, diversen Projekten und Sensibilisierungskampagnen für ein Verständnis von gleichwertigen Geschlechterverhältnissen eintreten und auch im Alltag bei den Jugendlichen ansetzten und sie in Gesprächen und Aktionen für einen sensiblen Umgang damit überzeugen.
Ein erster Beitrag ist unsere gemeinsame Positionierung als Jugendarbeit für Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit! Am Nachmittag haben wir uns daher mit diesen Statements beschäftigt und gemeinsam überlegt, wie wir diese Botschaften mit Aktionen beim Frauenmarsch am 25.09.2021 umsetzen können. Dabei gilt, dass diese einfachen Ideen auch in der Jugendarbeit vor Ort leicht umzusetzen sind und sowohl der Sensibilisierung dient als auch ein Zeichen für betroffene Kinder und Jugendliche, die sich dadurch verstanden und mit ihren Themen willkommen fühlen können.
Der Genderfachkreis wurde zudem umrahmt von den Originalplakaten von Lungomare #etwasläuftfalsch, die ihr gerne bei netz ausleihen könnt oder die Motive selbst ausdrucken. Einige Beispiele wurden beim Treffen besprochen, v.a. auch, dass Gewalt nichts natürlich Männliches ist, sondern dass es ein Verhalten ist, wofür oder gegen das sich Menschen entscheiden können.
Wer noch Ideen für Projekte für Empowerment von Mädchen, gegen Gewalt an Frauen und Mädchen oder Geschlechtergerechtigkeit hat und nicht weiß, wie diese finanziert werden können, kann noch bis November bei https://frautiroler.info/ das Projekt einreichen. Gerne unterstützen wir euch mit Beratung und bei jeglichen Fragen dazu.
