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Presse  »  Mi, 06/05/2020

Psychische Gesundheit von Jugendlichen in Phase 2

Beratende Organe müssen durch die pädagogische Perspektive ergänzt werden.


Die aktuelle Situation rund um das Corona-Virus stellt alle Bevölkerungsgruppen vor ganz neuen Herausforderungen. So wie es unumgänglich ist ältere Menschen und Risikogruppen zu schützen, ohne dabei die volkswirtschaftliche Situation und das Spannungsfeld Familie aus den Augen zu verlieren, drängt es nun die Bedürfnisse und nicht zuletzt die psychische Gesundheit der jüngeren Generation ins Blickfeld zu nehmen.

Schon am 24. April mahnte der Südtiroler Jugendring (SJR) in seiner Presseaussendung die Bedürfnisse und Rechte von Kindern und Jugendlichen sollen nicht vergessen werden. In der Ausgabe der Dolomiten vom Donnerstag letzter Woche argumentierte Tobias Stecher vom Jugenddienst Obervinschgau, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei Systemrelevant. Ebenso erschien am Donnerstag der Landesgesetzesentwurf zur sogenannten Phase 2, der unter anderem die Wiederaufnahme künstlerischer und kultureller Tätigkeiten einschließlich der Jugendzentren vorsieht.

netz | Offene Jugendarbeit und die Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD) begrüßen das Vorgehen der Landesregierung und stehen vollumfänglich hinter den Forderungen der Partnerorganisationen. netz und AGJD ergänzen diese Forderungen wie folgt: Die beratenden Organe der Landesregierung müssen durch die pädagogische Perspektive ergänzt werden. Zunächst muss verstanden werden, wie sich die aktuelle Situation auf das Befinden und das Verhalten junger Menschen auswirkt, um ganzheitliche und adäquate Maßnahmen zum Schutz der physischen und psychischen Gesundheit setzen zu können. Die psychische Gesundheit von Jugendlichen muss in der Phase der Wideraufnahme der Tätigkeiten mitbedacht werden.

Für das Erwachsenwerden ist eine physische Distanzierung vom elterlichen Umfeld ausschlaggebend, um eigene soziale Verbände schaffen zu können, Freunde zu treffen und sich vielleicht sogar das erste Mal zu verlieben. Für die südtiroler Jugendlichen sind Jugendkulturprojekte und offene Strukturen wie Jugendzentren strategisch wichtig zur Verwirklichung ihrer eigenen Ideen – zur Schaffung ihrer eigenen Jugendkultur. Diese Freiräume sind notwendig für den Aufbau und zur Pflege von Beziehungen und sind oft die einzige Möglichkeit zur Mitgestaltung der Gesellschaft.

Die Öffnung besagter Strukturen und somit der Zugang zu Kultur und Bildung muss im Sinne der Jugendlichen eine klare Priorität erhalten. netz und AGJD wünschen sich, dass diese Überlegungen auf höchster landespolitischer Ebene diskutiert werden. Aus pädagogischer Sicht müssen die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen berücksichtigt, wahrgenommen und mitbedacht werden. Die viel diskutierten Anliegen der Familien, wie z.B. Sommerangebote wären ganz klar eine wichtige Entlastung, wir bitten aber Politik und Familien zu erkennen, dass es Begleitungsangebote braucht, die attraktiv, qualitativ, und pädagogisch wertvoll sind. Junge Menschen brauchen eine Begleitung in ihrem Bemühen, sich Lebenskompetenzen anzueignen und ihre Identität zu gestalten.

Jugenddienste, Jugendzentren und Jugendtreffs benötigen weiterhin die politische Unterstützung der Südtiroler Landesregierung, um die Arbeit außerhalb des digitalen Raums wieder aufnehmen und ganzheitlich gestalten zu können.