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Story  »  Di, 16/06/2020

Jugendliche begleiten in Zeiten von Corona

Einblicke zum Online-Diskussionsforum


Welches sind die möglichen psychischen Auswirkungen der Corona-Krise auf junge Menschen? Was fehlt ihnen in dieser besonderen Zeit - was hilft? Welchen Beitrag kann die Jugendarbeit leisten, und wo sind ihre Grenzen? Welche Covid-19 Psycho Hilfen gibt es? Michael Reiner vom Südtiroler Jugendring - Young+Direct teilte seine Expertise in einem Inputreferat mit rund 45 Jugendarbeiter*innen.

In der ersten Phase der Selbstisolation konnte vor allem ein Anstieg an Ängsten wahrgenommen werden, der sich mit der Zeit und der Besserung der allgemeinen Situation regulierte. Durch den Lockdown wurden Schulen gesperrt und der soziale Kontakt auf ein Minimum reduziert, was bei Jugendlichen einen massiven Verlust an Struktur und Routine bewirkt hat. Der Schulalltag gibt z.B. einen klaren Zeitrahmen vor, an dem sich die Jugendlichen orientieren und um den sie ihren Alltag aufbauen. Den Tag neu zu strukturieren und selbst zu organisieren machte vielen zu schaffen. Was hervorgeht ist, dass Kontakt über soziale Netzwerke kein Ersatz für den physischen, sozialen Kontakt ist. Was am meisten fehlte sind genau diese direkten, persönlichen und physischen Kontakte; die Nähe spüren. Der positive Aspekt war, dass viele eine Art Entlastung und Verringerung des Leistungsdrucks verspürten. Die Jugendlichen, wie auch Erwachsene reagierten unterschiedlich auf die Situation. Ein Knackpunkt dabei ist die sog. „Resilienz“, die psychische Widerstandsfähigkeit, also die eigene Kompetenz und Fähigkeit mit Krisensituationen (auch persönlicher Art) umzugehen. Sonst sehr sozialkompetente Jugendliche können dabei auch betroffen sein. Jugendliche sollten dahingehend etwas früher unterstützt werden, indem ihnen präventiv Instrumente, Fähigkeiten und Kompetenzen mitgegeben werden, um leichter mit Krisen umgehen zu können. Durch gute Beziehungen, wie sie z.B. in der Jugendarbeit geschaffen werden, bekommen sie genau diese mit auf den Weg. Ein wichtiger weiterer Punkt den Reiner nennt, ist auch bei Angeboten zur Seelsorge aufzupassen, denn wenn man Türen öffnet werden diese auch genutzt. Es kann somit auch passieren, dass sich schwierige Situationen ergeben. Es stellt sich dabei die Frage wie weit hier die Erstberatung geht. Dies kann problematisch sein, wenn es als Angebot nach außen getragen wird. Es ist wichtig ein klares Bild zu haben, zu verstehen wie weit man gehen darf, soll und will. Diese Rollen sind zu definieren. Als Jugendarbeiter*in kann man sich natürlich an alle Dienste wenden. Das Problem hierbei ist aber, dass man Minderjährige ohne Einverständnis der Eltern (außer in Extremfällen) schwer vermitteln kann. Man ist zu keinen Meldungen verpflichtet. Das Beste wäre den Jugendlichen die Angst oder Bedenken zu nehmen die Eltern mit ins Boot zu holen. Es sollte dabei immer daran gedacht werden, wie man die Beziehung zu den Jugendlichen nutzen kann, um sie zu unterstützen.

Die Jugendarbeit kann stückweit Normalität in einer krisengeschüttelten Zeit gewährleisten.

Psychologische Hilfe in Corona-Zeiten: www.dubistnichtallein.it

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