Zu Beginn des Genderfachkreises erläuterte die Referentin Birgit Hofstadler, dass weibliche* und männliche* Jugendliche in ihrem Aufwachsen mit sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert seien. Zu diesen Erwartungen gehören beispielsweise bestimmte Verhaltensweisen, ein vorgegebenes Körper- und Erscheinungsbild sowie von der Gesellschaft definierte „weibliche“ oder „männliche“ Eigenschaften. Diese Stereotypisierung kann negative Folgen haben - beim Genderfachkreis wurden vor allem jene der Mädchen* behandelt.
Die Referentin ging auf die verschiedenen Bereiche der Benachteiligung von Mädchen* und Frauen* ein und kam zum Fazit, dass Gewalt, Sexismus, strukturelle Benachteiligung und andere Diskriminierungserfahrungen für Mädchen* und junge Frauen* auch im 21. Jahrhundert ein Bestandteil ihres alltäglichen Erlebens sind.
Um diesen Missstand grundlegend und langfristig zu bekämpfen, hat sich die feministische Mädchen*arbeit entwickelt: Die feministische Mädchenarbeit setzt sich dafür ein, dass Jugendliche sich nicht nach vorherrschenden Rollenbildern verhalten müssen, sondern sich frei entfalten können. Sie kämpft dafür, dass die strukturelle Benachteiligung von Mädchen* aufgehoben wird und will, dass Geschlecht nicht mehr Dreh- und Angelpunkt einer Besser- oder Schlechterstellung ist.
Birgit ist beim Verein „mafalda“ Mafalda – Verein zur Förderung und Unterstützung von Mädchen und jungen Frauen Leiterin des Mädchenzentrum JA.M und gab in diesem Zuge Einblick in ihre Arbeitswelt und erklärte, wie sie feministische Mädchen*arbeit umsetzen und welche Hürden ihnen begegnen. Die Referentin teilte auch ihre konkreten Erfahrungen in der Arbeit in gemischtgeschlechtlichen Teams. Es sei wichtig, die Rollen im Team stets zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen, wer im Team für welche Aufgaben zuständig ist und inwiefern dadurch Geschlechterstereotype reproduziert werden könnten. Birgit ist der Ansicht, dass Jugendliche „die besten Beobachter*innen der Welt“ seien und motivierte die Teilnehmenden, in der alltäglichen Arbeit Klischees aktiv zu brechen. Konkret könnte das bedeuten, dass beispielsweise ein männlicher Jugendarbeiter für das Ausräumen der Spülmaschine zuständig ist und die weibliche Jugendarbeiterin bei Radau in der Jugendeinrichtungen als Erste einschreitet.
Die Nachmittagseinheit des Genderfachkreises begann praxisorientiert. Es wurden verschiedene Formen von Gewalt besprochen und Beispiele für gewaltpräventive Projekte wie z.B. „Catcalls of Graz“ vorgestellt. Ins Tun kamen die Teilnehmenden, als die vorgestellten Übungen „Stopp!“ und „Selbst- und Bewusst“ ausprobiert werden durften. Die „Stopp“- Übung eignet sich in der Arbeit mit Jugendlichen besonders gut, um eigene Grenzen erkunden zu können und zu lernen, diese zu spüren und durch ein lautes „Stopp!“ zu verteidigen. Bei der „Selbst- und Bewusst“-Übung kann gemeinsam mit Jugendlichen erkannt und reflektiert werden, was Körperhaltung bewirkt - und was nicht. Die Anleitungen zu beiden Methoden sowie weitere Unterlagen befinden sich im Downloadbereich.
Der Tag endete mit einer Reflexions- und Feedbackrunde und ließ die Idee entstehen, ein Girlsfestival Vol.2 zu organisieren. Bei diesem Event können Jugendarbeiterinnen gemeinsam mit Mädchen* einen Nachmittag inklusive Übernachtung in einer Jugendeinrichtung verbringen und verschiedene Angebote und Workshops umsetzen und nutzen. Wer Interesse an diesem Event hat und/oder sich daran beteiligen möchte, kann sich bei Christiane und Sabine vom Jux Lana melden.