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Story  »  Fr, 29/03/2024

Geschlechterpädagogik – ja, aber wie?

Genderfachkreis März 2024


Am 19. März fand im Jugendzentrum Fly in Leifers der zweite Genderfachkreis dieses Jahres mit dem Titel "Geschlechterpädagogik - ja, aber wie?" statt. An diesem Arbeitskreis nahmen 26 Jugendarbeiter*innen aus verschiedenen Jugendeinrichtungen teil, um sich gemeinsam über die Bereiche und Umsetzung von Geschlechterpädagogik auszutauschen und Herausforderungen aus der täglichen Arbeit zu analysieren.

Der Tag wurde von den beiden Referierenden Katharina Lhotta vom Verein Aranea - Raum für Mädchen* und junge Frauen* in Innsbruck und Albert Witting von der Männerberatung Mannsbilder Tirol, Fachstelle Burschen*arbeit, gestaltet. Beide Referierenden verfügen über langjährige Erfahrung in der Mädchen* - bzw. Burschen*arbeit und konnten den Teilnehmenden wertvolle Einblicke und Anregungen bieten. Der Tag bot viel Abwechslung, von Austausch in Kleingruppen, spielerischen Methoden und Selbstreflexionsmomenten bis hin zu Diskussionsrunden im Plenum und Fallbeispielen aus der eigenen Praxis.

Nach der ersten Kleingruppenarbeit, bei der die Teilnehmenden für sich erörtern konnten, was Geschlechterpädagogik bedeutet, wurde dies im Plenum mit den Referierenden besprochen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Bedeutung geschlechtshomogener Räume und Angebote gelegt, während auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen gendersensiblen Haltung im Team hingewiesen wurde. Die Referierenden wiesen darauf hin, wie wichtig es ist, die eigene Haltung stets zu reflektieren, da Jugendarbeiter*innen wichtige Vorbilder sind.

Sie betonten die Wichtigkeit feministischer Mädchen*arbeit angesichts verschiedener Herausforderungen wie der geringen Beteiligung von Mädchen* in Jugendzentren, geschlechtsspezifischer Gewalt und patriarchalen Strukturen. Das Ziel feministischer Mädchen*arbeit ist es, eine geschlechtergerechte Gesellschaft zu fördern, unter anderem durch die Schaffung eigener Räume sowie geschlechtshomogener Angebote für Mädchen*. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der diskutiert wurde, war die Burschen*arbeit. Der Fokus liegt auf einem Ansatz, der sich an den Interessen und der sozialen Perspektive der Burschen* orientiert, sowie auf der Flexibilisierung tradierten, männlichen Verhaltens. Ziele der Burschen*arbeit sind unter anderem der Zugang zu eigenen Wünschen & Gefühlen, das Reflektieren von Hierarchien untereinander und im Umgang mit anderen sowie das Erkennen und Achten von Grenzen. Weitere diskutierte Themen waren Ko-Edukation, Cross-work und queere Pädagogik. Ko-Edukation ermöglicht gemischtgeschlechtliche Settings, um eine gleichberechtigte Begegnung von Mädchen* und Burschen* zu fördern. Cross-work beschreibt eine bewusste Methode, bei der Frauen* mit Burschen* bzw. Männer* mit Mädchen* arbeiten, um Stereotype zu reflektieren und Selbstbewusstsein zu stärken. Queere Pädagogik befasst sich mit Fragen der Sexualität, Geschlechtsidentität und Körper, um Vielfalt zu fördern.

Praxisnaher wurde es, als die Teilnehmenden die Möglichkeit bekamen, über die Umsetzung von Geschlechterpädagogik in ihren Einrichtungen zu diskutieren und dabei auftretende Schwierigkeiten zu besprechen. Dabei wurden verschiedene Fallbeispiele aus der Praxis erörtert und Lösungsansätze gemeinsam erarbeitet.

Der Genderfachkreis bot den Teilnehmenden wertvolle Einblicke und Anregungen für ihre Arbeit. Durch den regen Austausch und die Diskussion verschiedener Ansätze, Methoden und Erfahrungen erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr Wissen zu erweitern und neue Impulse für ihre praktische Arbeit zu erhalten. Der Tag machte deutlich, dass die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und die Schaffung von unterstützenden und inklusiven Angeboten für Jugendliche von großer Bedeutung sind.

Der Dachverband netz | Offene Jugendarbeit steht gerne zur Verfügung, um bei Fragen zur gendersensiblen Jugendarbeit zu unterstützen.


Downloads

29/03/2024 PDF - Literaturliste Genderfachkreis Buben- und Mädchenarbeit 162 KB herunterladen
29/03/2024 PDF - Genderfachkreis Geschlechterpädagogik (PPP) 1.0 MB herunterladen