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Story  »  Fr, 16/09/2022

Genderparcours für die Jugendarbeit

Drei neue Praxisformate für die Sensibilisierung und Reflexion von Geschlecht mit Jugendlichen


Jugendliche befinden sich in einer sehr sensiblen Phase ihrer sexuellen und geschlechtlichen Entwicklung. Es ist daher ein wichtiger Auftrag der Jugendarbeit mit Information, Begleitung und Beratung diese jungen Menschen zu unterstützen, damit sie ihre Identitätsentwicklung aktiv gestalten können. Die Organisationen, Mitarbeiter*innen und Fachkräfte sind dabei angehalten gemeinsam mit den Jugendlichen die jeweiligen Kontexte in den Blick zu nehmen, wie auch die Jugendlichen selbst durch partizipative Formate und Prozesse stärker zu Wort kommen zu lassen.

Aufgrund einer Initiative der Jugendarbeiter*innen in Südtirol sind insgesamt drei neue Praxisformate für die Offene Jugendarbeit Südtirol entstanden, die nun allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden:

Im Rahmen eines Workshops arbeiteten Jugendarbeiter*innen der Offenen Jugendarbeit zu ihren Erfahrungen hinsichtlich „Gendersensibler Jugendarbeit“. Eine der 20 Umsetzungsideen war es, einen Genderparcours zu entwickeln. Nach einem ersten Brainstormingtreffen am 14.11.2020 mit rund 16 interessierten entstand eine Kerngruppe von sechs Personen, die seit 2021 mit der Unterstützung von Birgit Schwarz, der damaligen Stelleninhaberin „Gender und Sexualpädagogik“ beim Dachverband netz I Offene Jugendarbeit und Leitung der Genderfachkreise der Jugendarbeit Südtirol, an der Entwicklung eines Genderparcours arbeiteten. Die entsprechenden Anleitungen der folgenden drei Bausteine, sind  samt Materialien weiter unten im Downloadbereich zu finden:

  1. Alex und Andi – Die Genderwäscheleine (von Magdalena Bauhofer und Sarah Lanthaler)
  2. Gender Pricing und Gender Marketing (von Sarah Virtroler und Christiane Gamper)
  3. Are U Listening? (von Evelyn Spechtenhauser und Michael Lesina Debiasi)

Im Januar 2021 traf sich die Kerngruppe im Rahmen eines Workshops zunächst um bereits bestehende Übungen und Angebote für die pädagogische Praxis der Jugendarbeit zu sichten. Außerdem wurden folgende Kriterien für den Genderparcours besprochen und festgelegt:

  • Insbesondere sollen sich die Parcourselemente für die Umsetzung und Nutzung im Rahmen der Offenen Jugendarbeit, in den Jugendtreffs, Jugendzentren, der mobilen Jugendarbeit und im Rahmen von Jugendkulturveranstaltungen eignen, da bestehende Übungen für die pädagogische Praxis weitestgehend für die Arbeit mit geschlossene Gruppen konzipiert sind.
  • Der Genderparcours richtet sich vorrangig an elf- bis vierzehnjährige Jugendliche.
    Es gibt neben den Sensibilisierungseinheiten auch Elemente, die sich zur Vertiefung des Themas und/oder für Ältere eigenen.
  • Die Elemente sollen niederschwellig zugänglich sein. Im bestem Falle sind die Elemente online verfügbar und mit wenig Materialaufwand bzw. ohne aufwendige Ausleihverfahren einsetzbar. Zusätzlich können Material- oder Ausleihboxen können im Dachverband angeboten werden, aber grundsätzlich ist eine dezentrale und autonome Nutzung der Materialien von größerer Bedeutung.

Wir hoffen, dass dieser praxisnahe Parcours im Sinne der Grundlagen der Jugendarbeit in Südtirol (siehe Leitbild der Jugendarbeit, Programm zur Förderung der Jugendarbeit mit dem Prinzip „Gender“, OJA Handbuch und dem Prinzip „Gendersensibilität“ und „Vielfalt“, usw.) als auch in Anlehnung an internationale Vereinbarungen und Prozesse (UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung -SDGs = Sustainable Development Goals, insbesondere SDG 5 „Geschlechtergleichstellung“, den Youth Goals insbesondere #2 „Gleichstellung aller Geschlechter“, der Istanbul-Konvention, UN-Kinderrechtskonvention u.v.m.) einen Beitrag für die Weiterentwicklung und Umsetzung in der Praxis leisten kann.

Vor allem soll diese Arbeit jedoch ein Angebot sein, um sich bewusster und reflektierter in die Gestaltung von Geschlechterverhältnissen einzubringen. Es muss unser Bestreben bleiben, die jungen Menschen in ihrer eigenen geschlechtlichen und sexuellen Identitätsentwicklung zu bestärken und zu begleiten, damit sie diese frei von auferlegten Zwängen, emanzipatorisch, SELBST-BEWUSST und verantwortungsvoll vollziehen können.

Ein herzlicher Dank geht besonders an die engagierten Jugendarbeiter*innen bzw. ehemaligen Zivildienstleistenden:

- Magdalena Bauhofer (papperlapapp Bozen)
- Sarah Lanthaler (Jugenddienst Lana-Tisens)
- Sara Virtroler (KASS Brixen)
- Christiane Gamper (JUX Lana)
- Evelyn Spechtenhauser (JuZe Naturns)
- Michael Lesina Debiasi (JuZe Naturns)

Wir sind dankbar für einen sehr intensiven gemeinsamen Prozess mit vielen wunderbaren Gesprächen, intensivem Austausch, spaßigen, chaotischen und einfach verrückten Momenten, bei denen wir alle sehr viel lachen, nachdenken und voneinander lernen durften!


Birgit Schwarz, Mag. Mag. phil.
Freiberufliche Mitarbeiterin
Seminare, Moderation und systemisches Business Coaching
http://www.ziele-erreichen.net/


Downloads

16/09/2022 ZIP - Alex und Andi - Die Gender-Wäscheleine 23.7 MB herunterladen
16/09/2022 ZIP - Are U listening 3.3 MB herunterladen
16/09/2022 ZIP - Gender Pricing und Gender Marketing 28.1 MB herunterladen