Was heißt „sexuelle Gewalt“, welche Formen begegnen Jugendarbeiter*innen in der Praxis und wie können diese professionell darauf reagieren? Am 23.02.2021 haben sich rund 40 Teilnehmer*innen diesen und weiteren in besonderer Weise gesellschaftsrelevanten Fragen gewidmet. Die Begriffe sexuelle und sexualisierte Gewalt bezeichnen unterschiedliche Dimensionen von Gewalt, die es zunächst einzuordnen und zu benennen galt. Das Spektrum reicht dabei von sexuellen Gewaltformen als körperlichen Kontakt in Form von analer, oraler und genitaler Gewalt von Täter*innen, über sämtliche als schädlich angesehene sexuelle Handlungen an deren Opfern, die als sexuelle Übergriffe wie z.B. das „Posten“ von Genital-Bildern, Cyber-Grooming, Sexting, Sextortion u.v.m. inzwischen auch schon lange im digitalen Raum angekommen sind.
Dabei ging es zunächst um eine Einordnung sexueller und sexualisierte Gewalt anhand konkreter Situationsbeispiele im pädagogischen Alltag und im Alltag von Jugendlichen. Es wurde reflektiert, welche Kriterien zur Einordnung einer Situation für die jeweilige Mitarbeiter*in wesentlich sind und dass es unterschiedliche fachliche und persönliche Zugänge im Umgang mit entsprechenden Situationen geben kann.
Die Jugendanwältin Dr. Daniela Höller stellte die Kinder- und Jugendanwaltschaft und deren Bedeutungs- und Möglichkeitsrahmen in Bezug auf das Thema sexuelle und sexualisierte Gewalt vor. Ergänzend dazu erläuterte Michael Reiner von young+direct, der Jugendberatungsstelle des Südtiroler Jugendrings, sowohl rechtliche als auch pädagogische Aspekte im Umgang mit sexueller Gewalt.
Abschließend erarbeiteten die Teilnehmer*innen konkrete Ideen des Umgangs mit sexueller Gewalt als pädagogische Fachkraft und als Einrichtung. Diese können als erste Handlungsschritte für mögliche Leitfäden für die Einrichtungen vor Ort dienen. Eine kontinuierliche, teaminterne Auseinandersetzung in den Einrichtungen würde hier einen wesentlichen Beitrag leisten, damit in der Jugendarbeit Prävention, professionelle pädagogische Praxis und eigene Schutzkonzepte den alltäglichen Erfahrungen von Jugendlichen ganzheitlich entgegentreten.